Autoversicherung für Fahranfänger
Ob Fahranfänger oder „alter Hase“, kein Fahrzeughalter darf auf öffentlichen Straßen und Plätzen ohne eine Autoversicherung ein Fahrzeug bewegen. Eine Autoversicherung in Form einer Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung ist nach dem Pflichtversicherungsgesetz zwingend vorgeschrieben. Diese Regelung ist auch absolut sinnvoll. Wie leicht kommt es im Straßenverkehr durch Unachtsamkeit oder auch höhere Gewalt zu Unfällen mit sehr hohen Sachschäden oder sogar Personenschäden. Sie können unter Umständen Größenordnungen erreichen, die den Verursacher des Schadens in seiner gesamten Existenz bedrohen würden, müsste er aus eigenen Mitteln dafür aufkommen und hätte keine Autoversicherung. Im schlimmsten Fall würden dann die Verkehrsopfer keine Entschädigung erhalten und das wollte der Gesetzgeber mit der Versicherungspflicht verhindern. Dazu kommt noch, dass die Kraftfahrzeug-Haftpflicht auf dem Prinzip der Gefährdungshaftung beruht. Es kommt also gar nicht darauf an, ob ein Fahrzeugbesitzer durch eine Unachtsamkeit oder einen Fehler einen anderen schädigt. Allein der Besitz des Fahrzeuges macht ihn auch haftbar für Schäden, die das Fahrzeug auslösen kann, ohne das jemanden eine Schuld daran trifft (höhere Gewalt). Auch aus diesem Grund muss die Kraftfahrzeug-Haftpflicht-Versicherung eine Pflichtversicherung sein.
Anders sieht es bei der Kaskoversicherung aus, die der Fahrzeughalter für sein eigenes Fahrzeug abschließt. Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Versicherung, die die Risiken eines selbstverschuldeten Unfalls, eines Diebstahls, einer Explosion, eines Brandes, der mut-oder böswilligen Beschädigung des Fahrzeuges oder der Beschädigung der Scheiben durch Steinschlag absichert. Auch die Kaskoversicherung ist für Fahranfänger recht teuer. Bedenkt man allerdings, den finanziellen Wert eines Neufahrzeuges und die finanzielle Lage der meisten der jährlich über Hunderttausend Fahranfänger, ist der Abschluss einer solchen Versicherung für Schäden am eigenen Fahrzeug auch sinnvoll. Bei der Finanzierung von Neufahrzeugen oder beim Leasing des Autos wird vom jeweiligen Finanzierer fast immer auch der Abschluss einer Kaskoversicherung gefordert.
Wenn ein Fahranfänger das erste Auto sein eigen nennt, kommen also in punkto Autoversicherung in jedem Fall einige Kosten auf ihn zu und Autoversicherungen sind nicht ganz billig. Das gilt umso mehr für diesen Personenkreis, eben weil Fahranfänger noch keine Fahrpraxis besitzen und statistisch gesehen überdurchschnittlich häufig Verkehrsunfälle verursachen. Das wissen die Auto-Versicherer natürlich auch und deshalb bitten sie Fahranfänger bei der Autoversicherung weitaus stärker zur Kasse als die Fahrprofis. Das geschieht über die sogenannten Schadenfreiheitsklassen.
Die Schadenfreiheitsklassen (SF) in der Autoversicherung bemessen sich unter anderem an den unfallfrei gefahrenen Jahren eines Versicherungsnehmers, bzw. den Jahren, in denen er eine Fahrerlaubnis besitzt. Sie sind bei allen Autoversicherern gleich. Unterschiedlich sind dagegen die Beitrags-Prozente die der Schadenfreiheitsklasse entsprechen. Sie legt jeder Versicherer für sich fest und damit sind sowohl die Vergleichbarkeit einer Autoversicherung als auch der gesunde Wettbewerb zwischen den einzelnen Auto-Versicherern gegeben. Wechselt man den Anbieter der Autoversicherung, übernimmt der neue Versicherer automatisch die Schadenfreiheitsklasse des vorherigen Versicherers.
Bei der Einstufung in die Schadensfreiheitsklasse gibt es unterschiedliche Methoden. Bei der Führerscheinreglung geht es um den Zeitpunkt des Erhaltes des Führerscheins. Wer den Führerschein neu erworben hat, kommt mit seiner Autoversicherung automatisch in die Schadensfreiheitsklasse (SF)0. Sie entspricht etwa 230 bis 240 Prozent des Basisbeitrages zur Kraftfahr-Haftpflicht-Versicherung. Wer sein erstes Auto zulässt, aber seinen Führerschein länger als drei Jahre besitzt, wird bei manchen Versicherern in die inoffizielle Schadenfreiheitsklasse 1/2 eingestuft, die mit 130 bis 140 Prozent des Basisbeitrages schon deutlich günstiger ist. Wer Pech hat und seine Autoversicherung mit der SF 0 beginnen muss, kommt je nach Fahrzeugtyp ganz schnell auf einen Jahresbetrag von 1500 bis 2000 Euro, nur für die Kraftfahrzeug-Haftpflicht-Versicherung. Das ist eine Summe, die gerade für junge Menschen, die gerade erst ins Berufsleben starten, sehr hoch ist. Es gibt aber durchaus ein paar Tricks und Möglichkeiten, die Kosten für die Autoversicherung zu drücken.
Eine der Möglichkeiten zu einer günstigeren Autoversicherung zu kommen, ist die Teilnahme am Projekt des bekleideten Fahrens. Dann kann man schon mit 17 Jahren mit Unterstützung und Begleitung Erwachsener Auto fahren und dadurch Fahrpraxis sammeln. Es gibt schon Versicherer, die das bei der Einstufung des Fahranfänger in eine SF honorieren. Eine oft genutzte Möglichkeit zu Ersparnis besteht darin die Zweitwagenregelung für eine günstigere Autoversicherung zu nutzen. Das sieht in der Praxis so aus, dass das Fahrzeug über die Eltern oder andere ältere Angehörige, die bereits länger eine Autoversicherung haben, als Zweitfahrzeug versichert wird. Dann wird bei der Autoversicherung der Fahranfänger als Fahrer und ein Elternteil als Halter eingetragen. Der vom Fahranfänger genutzte Wagen, der Zweitwagen, erhält dann eine Autoversicherung mit einer günstigeren SF als der SF 0. Es gibt sogar Autoversicherer, die ihn in der gleichen SF wie den Erstwagen versichern. Über die Versicherungsprämie wird man sich innerhalb der Familie schon einig. Der einzige Nachteil dieser Methode liegt darin, dass der Fahranfänger für sich selbst keine Autoversicherung abschließt und weil er nicht der Versicherungsnehmer ist auch keine eigenen Schadenfreiheitsrabatte herausfahren kann. Allerdings ist es in diesen Fällen zu einem späteren Zeitpunkt auch möglich, dass die Eltern den Schadenfreiheitsrabatt für den Zweitwagen, auf Sohn oder Tochter übertragen. Will man sein Auto unbedingt auf den eigenen Namen anmelden und eine eigene Autoversicherung abschließen, gibt es bei verschiedenen Versicherungsanbietern auch die Möglichkeit eines sogenannten Eltern-Rabattes. Wenn die Eltern schon mehrere Jahre dort eine Autoversicherung haben, erhalten Kinder, die Fahranfänger sind, bei ihnen ebenfalls eine Autoversicherung mit günstigerer SF. Auch der richtige Zeitpunkt für den Kauf eines Autos und den Abschluss einer Autoversicherung kann sich für den Fahranfänger finanziell günstig auswirken. Schließt ein Fahranfänger die Autoversicherung zum Beispiel zum Ende des ersten Halbjahres ab, dann kann, vorausgesetzt dass er schon drei Jahre den Führerschein hat und bisher unfallfrei geblieben ist, im nächsten Kalenderjahr schon ein Anspruch auf die nächst günstigere Schadenfreiheitsklasse entstehen und er spart so für ein halbes Jahr eine Menge Geld. Natürlich lohnt sich für Fahranfänger auch die Überlegung, vielleicht das erste Gefährt etwas kleiner und mit weniger Hubraum zu wählen, auch damit lässt sich an dem Beitrag der Autoversicherung kräftig sparen. Auch ein älterer Gebrauchtwagen ist eine günstige Variante, weil man sich damit wenigstens die Kaskoversicherung sparen kann. Auf jeden Fall sollten Fahranfänger, wie andere Autobesitzer auch, sehr gründlich die Autoversicherung verschiedener Anbieter vergleichen. Durch den generell hohen Beitragssatz zu Beginn der „Autofahrerkarriere“ gibt es bei der Autoversicherung erhebliche Beitragsunterschiede und ein großes Sparpotential.